Hannah Arendt liest Carl Schmitts Der Nomos der Erde: Ein Dialog über Gesetz und Geopolitik anhand ihrer Marginalien
DOI:
https://doi.org/10.57773/hanet.v8i1.342Abstract
Viele Untersuchungen haben unterschwellige Dialoge zwischen Hannah Arendt und Carl Schmitt aus indirekten Belegen abgeleitet. Dieser Artikel nun stützt sich auf neue Belege aus den Marginalien in Arendts Band von „Der Nomos der Erde“ und kommt zu dem Ergebnis, dass Arendt eine prägnante Kritik an Schmitts Geopolitik entwickelte, aber nie veröffentlichte. Mittels einer Analyse von Arendts Kommentaren zu den Begriffen Boden, Eroberung und Vertrag zeige ich, dass Arendt Schmitts Theorie für imperialistisch und in sich widersprüchlich hielt. Ihre Lektüre von Schmitt wirft wichtige neue Fragen hinsichtlich der wissenschaftlichen Verwendung des Begriffs nomos als Mittel der Kritik am amerikanischen Empire in der Ära nach 9/11 auf. Die Marginalien legen entgegen bisheriger wissenschaftlicher Ansichten nahe, dass Arendt der Ansicht war, dass das Recht eine zentrale Rolle in der Politik spielen sollte. Ich schlage vor, dass wir Arendts eigenen Begriff des nomos betrachten sollten, den sie später entwickelte, um eine alternative Geopolitik zu gestalten. Durch ihr Augenmerk auf eine intersubjektive Formung der Welt umfasst Arendts nomos Vertrag und Versprechen Geben und liefert damit die Grundlage für eine Theorie von Geopolitik und Recht, die so notwendigerweise demokratisch ist wie die von Schmitt gewaltsam.
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