Hannah Arendts Phänomenologie der Pluralität: Sozialontologische, politische und ethische Aspekte
DOI:
https://doi.org/10.57773/hanet.v9i1.390Abstract
Der Aufsatz skizziert, wie Hannah Arendt als Phänomenologin gelesen werden kann und legt die Grundzüge einer Interpretation ihres Werks als eine „Phänomenologie der Pluralität“ vor. Diese ist von zwei grundlegenden Thesen getragen: (1.) Arendts vielzitierter Begriff des „Politischen“ kann adäquat nur über eine Phänomenologie der Pluralität verständlich gemacht werden. (2.) Das Paradigma der Pluralität transformiert gleichzeitig klassische phänomenologische Methodologien und Grundbegriffe wie Intentionalität, Erscheinen, Erste-Person-Perspektive, Subjektivität, Intersubjektivität und Welt, und politisiert sie. Pluralität wird dabei verstanden als etwas, das wir tun, d.h. nicht als Substanz-, sondern als Vollzugsbegriff. Arendt geht es, phänomenologisch gesprochen, also um die Aktualisierung von Pluralität in einem Erscheinungsraum. Diese Interpretation betont die Vielfalt der irreduziblen Perspektiven auf eine gemeinsame Welt als interagierende Artikulation und als Sichtbarwerden / Erscheinen dieses je eigenen Perspektive-Seins und damit gleichzeitig als ständige Herstellung und Erhaltung einer gemeinsamen Welt. Dieses Bezugssystem konstituiert in mindestens ebensolcher Gewichtigkeit unsere Realität wie die gegenständliche Welt und wie die Bedingungsstrukturen unserer Existenz. Am Ende des Aufsatzes werden Grundthesen einer Ethik der Pluralität entwickelt.
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