Ausgabe 1, Band 9 – November 2018
Mitteilen und Zuhören
Zur doppelten Berücksichtigung der Pluralität im Miteinander-Sprechen
1. Das Problem des Mündigwerden
Schon im grundlegenden Gedankengang Kants Was ist Aufklärung? ist die Verstandes- bzw. Vernunftleistung in Abhängigkeit zum menschlichen Miteinander gesetzt. Dieses Miteinander wird bekanntermaßen von der Bevormundung durch andere unterschieden.
Das Problem lässt sich mittels einer von Kant eher beiläufigen Bemerkung in einer Fußnote im Text Was heißt: Sich im Denken orientieren? angehen:
Um so einem subjektiven Prinzip des Miteinanders näherzukommen, soll zunächst das subjektive Prinzip der Vernunft erläutert werden. Erstens, weil Kant hier schon den Probierstein der Öffentlichkeit in den Menschen selbst hineinverlagert, und zweitens, weil der Maßstab dieses Denkens die Allgemeingültigkeit ist:
Was Kant hier über den Probierstein sagt, hat Arendt mit zwei Zitaten aus Kants Briefen an Marcus Herz anders zu fassen versucht:
Denn das Urteilen im Gespräch ist gekoppelt an die Präsentation dessen worüber geurteilt werden soll. Das Denken der Standpunkte anderer hängt mit der Präsentation dessen zusammen, worüber geurteilt werden soll. So wird auch erst Habermas' Kritik an Kant relevant. Es geht darum, wie etwas in einem Gespräch präsentiert werden soll, ohne zu befürchten, das der Gesprächspartner eben nicht frei urteilt und das Gespräch aufgrund von Unverständnis misslingt. Darauf könnte sich ein subjektives Prinzip des Miteinanders beziehen. Dieses subjektive Prinzip des Miteinanders wäre dann grundlegend dafür, dass das Mitteilen zwischen verschiedenen Personen funktioniert und niemand eine Vorverurteilung der anderen fürchten muss. Das ist etwas anderes als das Urteilen in Gedanken und bedarf einer besonderer Aufarbeitung des Falles, um den es geht.
Im Folgenden soll das Gespräch der Freunde Chris und Gordie im Film Stand by Me helfen zu zeigen, wie die Darstellung eines Falles und das Urteilen über denselben Fall als Tätigkeit zwischen einander verschiedenen Personen funktioniert. Ausgegangen wird von Arendts Analyse des Urteilens, als eine Tätigkeit des Miteinanders, dann wird exemplarisch das Gespräch herangezogen, um abschließend das dem Urteilen zugrundeliegende und die Pluralität beachtende subjektive Prinzip des Miteinanders herauszuarbeiten.
2. Das urteilende Gespräch der Freunde
Das als Besondere zur Wahrnehmung Gestellte in Stand by Me ist also das Verschwinden des Milchgeldes der Schulklasse. Chris, der zum Zeitpunkt des Verschwindens verantwortlich für das Geld war, wird von allen als Dieb beschuldigt und gemieden. Das ist eine subsumierende Bestimmung anhand folgenden Schemas: Nur mißratene Menschen stehlen Geld. Chris kommt aus einer mißratenen und stadtbekannten Familie. Das in seiner Obhut befindende Geld ist verschwunden. Getreu dem Sprichwort, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, kann also nur Chris das Geld gestohlen haben und ist dementsprechend auch eine schlechte Person. Demnach wäre es nicht gut, mit Chris befreundet zu sein. Dieser subsumierende Schluss läuft aber ohne Chris ab. Chris’ Standpunkt ist hierin weder eingenommen noch vergegenwärtigt. Es gibt keine Pluralität der Standpunkte und Anschauungen, sondern eine übergreifende Vorverurteilung.
Genau so einen mimetischen Weg geht Chris im Film Stand by Me. Er folgt dem Modell des antiken griechischen Theaters und wiederholt das Geschehen für seinen Freund. Die Kunst besteht nun darin, die Tat so zu wiederholen (und damit die Einbildungskraft Gordies in spezifische Weise zu aktivieren), dass Gordie zu einem eigenen Urteil kommt. Chris muss Gordie dazu bringen, dass dieser eigenständig über den Diebstahl des Milchgeldes und darüber, ob Chris eine schlechte Person ist oder nicht, reflektiert und einen Sinn bestimmt. Sein Problem ist deshalb, wie sich das darstellen lässt, ohne der Gefahr einer subsumierenden Bestimmung zu erliegen? Wie teilt man sich mit, ohne dass etwas unter einer Regel bestimmt wird, das heißt in diesem Falle, ohne sich schuldig oder unschuldig zu bekennen oder am Ende gar als Lügner dazustehen und damit dem Urteil vorzugreifen? Wie nimmt der Andere etwas wahr, worüber dieser dann auch folgend und vor allem vorurteilsfrei reflektieren kann? Die Operation der Reflexion hängt von der Darstellung des Geschehenen ab.
Gordie: Maybe you could go into the college with me.
Chris: That’ll be the day.
Gordie: Why not. You’re smart enough.
Chris: They wont let me.
Gordie: What do you mean?
Chris: It’s the way the people think of my family in this town. It’s the way they think of me. I’m just one of those low-life Chamber kids.
Während der Rede wechselt die Kamera in Schuss-Gegenschuss und Closeups der Gesichter.
Gordie: That’s not true.
Chris: Oh, it is. – No one even asked me if I took the milk money that time. I just got a three-day vacation.
Closeup des Gesichts von Wil Wheaton.
Gordie: Did you take it?
Chris: Yeah, I took it. You knew I took it. Teddy knew I took it. Everyone knew I took it. Even Vern knew, I think.
Schweigen.
Chris: Maybe I was sorry, and I tried to give it back.
Gordie: (skeptisch) You tried to give it back?
Chris: Maybe, just maybe. And maybe I took it to Old Ladys Simons and told her, and the money was all there. But I still got a three-day vacation, because it never showed up. And maybe the next week, old Lady Simons had this brand new skirt on when she came to school.
Gordie: (aufmerkend) Yeah, it was brown and it had dots on it.
Chris: Let’s just say that I stole the milk money, but old Lady Simons stole it back from me. Just suppose that I told this story. Me, Chris Chamber, kid brother to Eyeball Chambers. Do you think anyone would have believed it?
Gordie: No.
Chris: You think that bitch would have tried that if it had been one of those douche bags from The View, if they had taken the money?
Gordie: No way.
Hier fällt er aus dem Konjunktiv raus. Chris schaut jetzt auch nicht mehr Gordie an, sondern wendet sich mit dem Blick nach vorn. Für den Zuschauer nach links.
Chris: Hell, no. But with me. – I’m sure she had her eye on that skirt for a long time. Anyway, she saw her chance and she took it. I was the stupid one for even trying to give it back.
Chris fängt an zu weinen.
Chris: I never thought ... I never thought that a teacher ... oh, who gives a fuck anyway ... I just wish that I could go someplace where nobody knows me.
Gordies »Maybe you could go into the college with me« leitet die Fortsetzung des ersten Gespräches ein. Im Zentrum des darauf folgenden Dialogs steht aber nicht mehr die Zukunft der beiden, sondern die mutmaßliche Tat Chris’, das Milchgeld gestohlen zu haben. Die Tat und deren Verurteilung durch die Einwohner ihrer gemeinsamen Heimatstadt Castle Rocks werden jetzt besprochen.
Chris’ Darstellung des Falles fordert ein Urteil Gordies und ermöglicht gleichzeitig die Vorurteile zu erkennen, mit denen er konfrontiert ist. Diese Vorurteile äußern sich im Umgang mit dem verschwundenen Milchgeld und haben Auswirkungen auf die Zukunft Chris’. Denn auf die Frage, ob Chris mit auf’s College gehen möchte, erwidert er: »They won’t let me.« Mit they meint Chris die LehrerInnen und EinwohnerInnen Castle Rocks. Alle wissen, wer Chris’ Vater ist, dass sein ältester Bruder im Gefängnis sitzt und der andere Bruder seine Zeit mit einer marodierenden Gang verschwendet. Chris ist durch ein Vorurteil in Sippenhaft genommen. Er könnte noch so intelligent sein, es wird ihm nicht ermöglicht, aufs College zu gehen. So lautet die Fabel seiner Erzählung. Diese wird jedoch auf eine Weise nahegebracht, die Einbildungskraft und ein Urteil über Chris von seinem Freund (und den ZuschauerInnen) abverlangt. Denn Chris ist sich nicht sicher, ob Gordie womöglich wie alle anderen denkt.
Deshalb wendet Chris einen Trick an. Er sagt nicht, er hat das Milchgeld gestohlen, sondern er stellt das Geschehen dar. Bemerkenswerterweise wird die Geschichte des Milchdiebstahls in der Vergangenheitsform und im Konjunktiv erzählt. Schon in der Hinwendung an Gordie wird das klar: »You knew I took it. Teddy knew I took it. Everyone knew I took it. Even Vern knew, I think.« Chris deutet auf den Umstand der Situation hin, in der jeder gewusst zu haben glaubte, Chris habe das Geld genommen. Er zielt nicht darauf ab, ein Geständnis abzulegen. Er zielt darauf ab, dass alle es von vornherein gewusst hätten – auch Gordie. Chris weist mit der Verwendung des Verbs »to know« in der Vergangenheit auf die Vorurteile hin, mit denen ihm alle begegnet sind. Diese Form hilft dabei, eine Situation zu vergegenwärtigen, die zwar längst passiert ist, aber unklar wie genau.
Chris stellt seine private Lebenswelt, in der er leben muss, mittels eines Gedankenspiels vor. Er regt die Einbildungskraft Gordies an, sich in seine angenommene Lage zu versetzen, ohne direkt zu bestimmen, was passiert ist. Chris stellt seine Position dar und macht sie erlebbar. Kantisch: er sinnt sie Gordie an. Auf diese Weise wird die Einbildungskraft Gordies aktiviert, um auf das Dargestellte zu reflektieren. Das Gespräch der Freunde verdeutlicht, wie die Darstellung die Einbildungskraft in Gang setzt. Einerseits kann Gordie die Erzählung selbständig weiter führen (»Yeah, it was brown and it had dots on it.«), andererseits fordert Chris eine Reflexion heraus »Do you think anyone would have believed it?« Gordie: »No«. Die Darstellung ermöglicht der Einbildungskraft, auf den Standpunkt des Anderen einzugehen. Sie ermöglicht einen selbstständigen Nachvollzug und die Einnahme des Standpunktes des Anderen.
Chris’ Darstellung funktioniert für Gordie wie für uns Zuschauer als so ein Beispiel. Alle werden von Chris in einer bestimmten Unklarheit gehalten, wer tatsächlich der Übeltäter ist. Chris stellt in seiner Erzählung etwas zur Wahrnehmung, indem er ein verfremdendes ›vielleicht‹ einfügt. Die Wendungen »Let’s just say that« und »maybe« werden bis zum Ausbrechen des Weinens verwendet. So lange beschuldigt Chris niemanden, ebenso wie er es sprachlich offen hält, ob er das Geld zurückgebracht hat. Damit fordert Chris seinen Freund und den Zuschauer heraus, ein Urteil zu fällen. Dieses absichtliche Umgehen einer Lüge, dieses Herausfordern eines Urteils von Gordies Seite kennzeichnet dieses darstellende Gespräch. Gordie und dem Filmpublikum wird die Chance gegeben, sich selbst in die Position von Chris hineinzuversetzen, ohne sich in ihn einzufühlen. Es geht lediglich darum, den Standpunkt von Chris zu verstehen: Es geht dabei gar nicht um den Diebstahl, sondern um etwas anderes: Niemand in Chris’ familiärer und tatsächlicher Situation wäre überhaupt imstande, seine Unschuld zu beweisen. Deshalb muss selbst Gordie eingestehen, dass natürlich niemand Chris glauben würde, würde er die Geschichte so erzählen, dass die Lehrerin ihm das Geld gestohlen hat. Erst nach dem Eingeständnis, dass selbst Gordie es zunächst nicht habe glauben können, bricht Chris die Erzählung ab, beginnt zu weinen und kommt wieder ins Präsens. Dabei spielt die eigentliche Straftat überhaupt keine Rolle mehr, sondern jetzt wird das Urteil an der Situation gemessen, in der sich Chris befindet.
Was bedeutet das aber für die Freundschaft von Chris und Gordie? Das Miteinander-Sprechen nimmt in der Freundschaft (Beispielhaft für in Pluralität des Miteinanders) die Form eines reflektierenden Urteils an. Geurteilt wird dabei nicht über den Freund, sondern über dessen Standpunkt. Das Entscheidende in Bezug auf das Miteinander der Freunde ist dabei, dass der zu beurteilende Fall zwischen einem Zuhörer und einem Erzähler eingespannt wird. Nur in der Mitteilbarkeit kommt der Standpunkt Chris’ überhaupt erst zum Ausdruck. Dessen Standpunkt ist, in den Vorurteilen Castle Rocks verhaftet zu sein, ohne etwas dafür zu können. Aber diese Tatsache spricht er nicht einfach aus. Er überlässt diese Entdeckung dem Spiel von Einbildungskraft und Reflexion Gordies. Dessen Urteil ist letztlich keines darüber, ob Chris ein Dieb ist oder nicht, sondern die Entdeckung der Vorurteile. Am Ende zeigt der Film, dass Gordie sich entschieden hat, gerade deshalb für Chris ein Freund zu sein.
Aber die entscheidende Frage ist damit eigentlich noch gar nicht beantwortet. Warum scheint es gerade so, als funktioniere diese Art des Miteinander-Sprechens nur unter Freunden, oder wie Habermas fragt, ja nur unter schon Aufgeklärten? Es fehlt nach wie vor ein Kriterium der Mitteilbarkeit. Wir können anscheinend nicht jedem etwas zum Urteilen stellen, weil wir nicht bei jedem sicher sein können, ob er im Sinne eines Schemas oder im Nachvollzug des besonderen Falls urteilt. Deshalb, so wird hier in der Folge Arendts behauptet, hat Kant den »Geschmack als eine Art von sensus communis« als eine Orientierungsgrundlage eingeführt. Er bezeichnet damit die Fähigkeit, mit anderen über etwas Besonderes urteilen zu können, und meint letztlich die Fähigkeit, ein Freund zu sein wollen. Der Geschmack gibt Aufschluss über das aus den Augen verlorene subjektive Prinzip des Miteinanders und verweist auf den wesentlichen Zug des Miteinander-Sprechens und eine Einschränkung des Gedankens der Pluralität.
3. Der Geschmack als Wagnis
Dass der Geschmack eben kein Beurteilungsvermögen über den Geschmack eines anderen ist. Sondern er ist ein Indikator dafür, ob man mit jemandem sprechen und urteilen kann. Das zeigt Stand by Me. Chris und Gordie können miteinander sprechen, weil sie sich aufeinander einlassen und Geschmacksurteile treffen, ohne sie unter feste Regeln zu subsumieren. Das Gespräch legt dabei offen, wie wer urteilt. Es zeigt, wer mein Freund oder wer nicht mein Freund ist, indem zur Sprache kommt, wer das freie Spiel der Einbildungskräfte und die Reflexion in gleicher Weise beherrscht. Der »Geschmack als sensus communis« ist also ein Beurteilungsindikator, der anzeigt, dass man a priori urteilsfähig (ästhetisch) ist, aber nie schon (subsumierend) geurteilt hat.
Literatur
Althen, Michael (4.3.1987): »Ein Stück reinstes Amerika. ›Stand by me‹, Film von Rob Reiner«, in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 52.
Arendt, Hannah (2003): Denktagebuch. 1950–1973. Herausgegeben von Ursula Ludz und Ingeborg Nordmann, München: Piper Verlag.
Arendt, Hannah (2010): Was ist Politik? Fragmente aus dem Nachlaß. Hrsg. von Ursula Ludz. München: Piper Verlag.
Arendt, Hannah (2012a): Das Urteilen. Texte zu Kants Politischer Philosophie. Dritter Teil zu »Vom Leben des Geistes«. Aus dem Nachlass herausgegeben und mit einem Essay von Ronald Beiner. Aus dem Amerikanischen von Ursula Ludz. München: Piper Verlag.
Arendt, Hannah (2012b): Zwischen Vergangenheit und Zukunft. Übungen im politischen Denken I. Herausgegeben von Ursula Ludz. München: Piper Verlag.
Arendt, Hannah (2013a): Menschen in finsteren Zeiten. Herausgegeben von Ursula Ludz, München: Piper Verlag.
Arendt, Hannah (2013b): Vita Activa oder Vom tätigen Leben. München: Piper Verlag.
Arendt, Hannah (2013c): Vom Leben des Geistes. Herausgegeben von Mary McCarthy. Aus dem Amerikanischen von Hermann Vetter, München: Piper Verlag.
Arendt, Hannah (2013d). Ich will verstehen. Selbstauskünfte zur Leben und Werk. Herausgeben von Ursula Ludz. München: Piper Verlag.
Arendt, Hannah & Karl Jaspers (1993): Briefwechsel 1926–1969. Herausgegeben von Lotte Köhler und Hans Saner, München: Piper Verlag.
Hannah Arendt Papers, im Besitz der Manuscript Division der Library of Congress in Washington, D.C., werden nach dem aktuellen Findbuch 2001/2015 (http://rs5.loc.gov/service/mss/eadxmlmss/ead- pdfmss/2001/ms001004.pdf) zitiert. Die digitale Version ist unter folgender Anschrift über das Internet erreichbar: http://memory.loc.gov/ammem/arendthtml/arendthome.html.
Aristoteles (2011): Nikomachische Ethik. Übersetzt und herausgegeben von Ursula Wolf. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch.
Aristoteles (1995): De anima. Mit Einleitung, Übersetzung (nach W. Theiler) und Kommentar von Horst Seidl, Hamburg: Meiner Verlag.
Beiner, Ronald (1997): »Rereading Hannah Arendt’s Kant Lectures«. In: Philosophy & Social Criticism. 23 (2). S. 21-32.
Benhabib, Seyla (1988): »Judgement and the Moral Foundations of Politics in Arendt’s Thought.« In: Political Theory 16 (1), S. 29-51.
Bernstein, Richard J. (1986): »Judging — the Actor and the Spectator«. In: Berstein, Richard J: Philosophical Profiles: Essays in Pragmatic Mode. Cambridge: Polity. S. 221-237.
Canovan, Margaret (1992): Hannah Arendt. A Reinterpretation of Her Political Thoughts. Cambridge: Cambridge University Press.
Denby, David (18.8.1986): o. T., in: New York Magazin, S. 58.
Eisler, Rudolf (1989/1930): Kant Lexikon. Nachschlagewerk zu Kants sämtlichen Schriften, Briefen und handschriftlichem Nachlaß. Hildes- heim, Zürich, New York: Georg Olms Verlag.
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Gadamer, Hans-Georg (2010; zuerst 1960): Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik. Gesammelte Werke, 1. Tübingen: Mohr Siebeck.
Gerhard, Volker (2012): Öffentlichkeit. Die politische Form des Bewusstseins. München, C. H. Beck Verlag.
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Jaspers, Karl: (2013): Die großen Philosophen. München: Piper Verlag.
Kant, Immanuel (1900ff.): Gesammelte Schriften (Akademie Ausgabe). Hrsg. von d. Preuss. Akademie d. Wiss. u. a.
Kant, Immanuel (1968): Werke. Herausgegeben von Wilhelm Weischedel, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
Kant, Immanuel (2009): Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Herausgegeben von Reinhard Brandt. Hamburg: Meiner Verlag.
Kant, Immanuel: (1999): Was ist Aufklärung? Ausgewählte kleine Schriften. Herausgegeben von Horst D. Brandt, Hamburg: Meiner Verlag.
Kohn, Jerome (2007): »Urteilen in einer gemeinsamen Welt.« In: Heuer, Wolfgang; von der Lühe, Irmerla (Hrsg.): Dichterisch denken. Hannah Arendt und die Künste. Göttingen: Wallstein Verlag.
Kühn, Detlef (3/87): »Stand by Me – Geheimnis eines Sommers«, in: epd Film 3/87, S. 30.
Meints, Waltraud (2011): Partei ergreifen im Interesse der Welt. Eine Studie zur politischen Urteilskraft im Denken Hannah Arendts. Bielefeld: transcript.
Pavlik, Jennifer (2015): »Uninteressiertes Weltinteresse«. Über die Ausbildung einer ästhetischen (Denk-)Haltung im Werk Hannah Arendts. Paderborn: Wilhelm Fink.
Rösener, Ringo (2017): Freundschaft als Liebe zur Welt. Im Kino mit Hannah Arendt. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft.
Wellmer, Albrecht (2001): »Hannah Arendt on Judgment. The unwritten doctrin of reason.« In: Beiner, Ronald; Nedelsky, Jennifer (eds): Judgement, Imagination, and Politics. Lanham, Maryland: Rowman & Littlefield, S. 165-181.
*Ringo Rösener studierte Kulturwissenschaften, Theaterwissenschaft und BWL an den Universitäten Leipzig und Bologna. Er promovierte mit der interdisziplinären Arbeit »Freundschaft als Liebe zur Welt. Im Kino mit Hannah Arendt« an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Fachbereich Philosophie). Sie wurde 2017 veröffentlcht (Velbrück Wissenschaft, Weilerswist). Er ist außerdem Autor und Co-Regisseur des Dokumentarfilms »Unter Männern - Schwul in der DDR«. Gegenwärtig ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kulturwissenschaften in Leipzig und forscht dort u.a. zu Heinrich Blücher, dem Ehemann von Hannah Arendt.
1 Vgl. Rösener 2017, S. 25-39. Hannah Arendt tritt dabei als eine »Gesprächspartnerin« auf, die verhilft den Tätigkeiten der Freundschaft näher zu kommen. Mithilfe Arendts konnten Freundschaften als aktive und über verschiedene Tätigkeiten des Miteinanders sich konstituierende Gemeinschaften beschrieben werden. Diese Untersuchung zur Freundschaft ist nicht als eine Arbeit über Arendt angelegt gewesen. Der vorliegende Artikel geht hingegen dezidierter auf Arendts Gedanken zum Urteilen ein.
2 In dem Artikel wird auf eine gendergerechte Sprache bezüglich der Freunde generell verzichtet. Grund dafür ist die Heranziehung des Films Stand by Me und die Konzentration auf das Freundespaar Chris und Gordie. Es muss aber klar sein, dass natürlich alle Facetten von Freund*innen gemeint sind.
3 Pluralität wird als Begriff für jeweils verschiedene individuelle und oft ansozialisierte Lebenseinstellungen verstanden, die bedingen dieselben Ereignisse und Tatsachen ganz unterschiedlich zu erfahren und somit zu unterschiedlichen Ansichten zu kommen. Vgl. Rösener 2017, S. 57ff.
4 FR (Frankfurter Rundschau), 26.2.1987, S. 22.
5 Althen (Süddeutsche Zeitung) 4.3.1987.
6 Denby (New York Magazin) 18.8.1986, S. 58.
7 Min: 26:40.
8 Kühn (epd Film) 3/87, S. 30.
9 Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers (1986), Regie: Rob Reiner, Drehbuch Raynold Gideon nach einer Kurzgeschichte von Stephen King. Min: 3:30.
10 Es ist oft genug herausgehoben worden, dass Arendts Arbeiten mit dem Verstehenwollen verbunden ist, das keine Hilfe in Moralvorstellungen und Regeln, sondern die Wahrheit sozusagen im Gespräch sucht. Vgl dazu Arendt 2013d, S. 48 und 113. Lesenswert ist auch das darin enthaltene Vorwort von Ursula Ludz, S. 7-25.
11 Vgl. Exemplarisch den Aufsatz „Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten. Gedanken zur Lessing“ in Arendt 2013a, Insb. S. 36ff.
12 Arendt 2012a, S. 52.
13 Arendt 2012a, S. 52 und S. 59.
14 Arendt 2012a, S. 62-65, hier S. 65.
15 Das betrifft natürlich auch das Denken im Kämmerlein. Für Arendt bedeutet es jedoch, mit sich selbst in Dialog treten zu können. Vgl. dazu genauer Arendt 2013c, S. 184ff.. Dass Wahrheit aber vor allem im Dialog hergestellt wird, hat Arendt mit Jaspers betont. Arendt 2012a, S. 64: »In den Worten Jaspers: Wahrheit ist das, was ich mitteilen kann. Wahrheit in der Naturwissenschaften […] verlangt Allgemeingültigkeit. Die philosophische Wahrheit hat keine solche Allgemeingültigkeit. Was sie braucht, was Kant in der Kritik der Urteilskraft von den Geschmacksurteilen fordert, ist ›allgemeine Mitteilbarkeit‹.«
16 Kant: Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis, AA, VIII, S. 305, zitiert nach Arendt 2012a, S. 64.
Kant wird grundsätzlich nach der Akademie Ausgabe (AA) zitiert. Dort wo eher handelsübliche Werke genutzt wurden, ist auf die AA in eckigen Klammern verwiesen.
17 Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, AA, VIII, S. 35. Hervorhebungen Kant.
18 »Zu dieser Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit; und zwar die unschädlichste unter allem, was nur Freiheit heißen mag, nämlich die: von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen.« Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, AA, VIII, S. 36.
19 Kant hat in der Anthropologie in pragmatischer Hinsicht die wohl einsichtigste Begründung dafür geliefert: »Denn es ist ein subjektiv-notwendiger Probierstein der Richtigkeit unserer Urteile überhaupt und also auch der Gesundheit unseres Verstandes: daß wir diesen auch an den Verstand anderer halten, nicht aber uns mit dem unsrigen isolieren und mit unserer Privatvorstellungen doch gleichsam öffentlich urteilen. Daher das Verbot der Bücher, die bloß auf theoretische Meinungen gestellt sind, (vornehmlich wenn sie aufs gesetzlich Tun und Lassen gar nicht Einfluß haben), die Menschheit beleidigt. Denn man nimmt uns ja dadurch, wo nicht das einzige, doch das größte und brauchbarste Mittel, unsere eigene Gedanken zu berichtigen, welches dadurch geschieht, daß wir sie öffentlich aufstellen, um zu sehen, ob sie auch mit anderer ihrer Verstande zusammenpassen; weil sonst etwas bloß Subjektives (z. B. Gewohnheit oder Neigung) leichtlich für objektiv würde gehalten werden: also worin gerade der Schein besteht, von dem man sagt, er betrügt, oder vielmehr wodurch man verleitet wird, in der Anwendung einer Regel sich selbst zu betrügen.« Anthropologie, § 53, S. 127f. [AA, VII, S. 219]. Hervorhebungen Kant.
20 Kant: Reflexionen zur Anthropologie, Nr. 897, AA, XV, S. 392, zitiert nach Arendt 2012a, S. 64.
21 »Kant meint stets die Zugänglichkeit eines Sachverhalts für ein Publikum, das niemanden ausschließt.« Gerhardt 2012, S. 162. »In Anbetracht der Aufklärung scheint daher Selbstdenken mit Lautdenken ebenso wie der Gebrauch der Vernunft mit ihrem öffentlichen Gebrauch zusammenzufallen.« Habermas 1976, S. 129.
22 Habermas 1976, S. 130.
23 Kant: Was heißt: Sich im Denken orientieren?, AA, VIII, Fußnote S. 136.
24 Vgl. KdrV, B 25 [AA, III, S. 43]. Die Kritik der reinen Vernunft und die Kritik der Urteilskraft der Suhrkamp Ausgabe werden mit den üblichen Abbreviaturen KdrV und KU zitiert.
25 »So aber kömmt ihm ganz natürlich das zwar durch die Natur angelegte, aber durch öftere Ausübung gewohnte Unterscheidungsvermögen durch Gefühl der rechten und linken Hand zu Hülfe; [...].« Kant: Was heißt: Sich im Denken orientieren?, AA, VIII, S. 135.
26 »Im kritisch-transzendentalen Sinne ist subjektiv, was abhängig ist von den Funktionen des erkennenden Subjekts überhaupt, was durch die Gesetzlichkeit desselben, der Erkenntnisfunktionen (Sinnlichkeit, Verstand, Vernunft) desselben bedingt ist, also nicht an sich, ohne Bezug auf sie, so ist, wie es sich darstellt. Dieses Subjektive der Erkenntnis ist zugleich objektiv [...], als allgemeine und notwendige Bestimmtheit der Gegenstände der Erfahrung (Phänomene), als für diese geltend, sie konstituierend, bestimmend, in einer für jedes Subjekt gleichen Weise, unabhängig von der Organisation desselben (so Raum, Zeit, die Kategorien; [...].« Eisler 1989/1930, S. 515f.
27 Kant: Was heißt: Sich im Denken orientieren?, AA, VIII, Fußnote S. 146. Hervorhebung Kant.
28 Kant an Marcus Herz, 7.6.1771, AA, X, S. 122, zitiert nach Arendt 2012a, S. 67.
29 Kant an Marcus Herz, 21.2.1771, AA, X, S. 130, zitiert nach Arendt 2012a, S. 68. Arendt zitiert hier (mutwillig?) ungenau. Bei ihr wird aus dem Gemüt Geist: »[The mind needs a reasonable amount of relaxations and diversions to maintain its mobility] that it may be enable to view the object afresh form every side, and so to enlarge its point of view from a microscopic to a general outlook that it adopts in turn every conceivable standpoint, verifying the observations of each by means of all the others.« Hannah Arendt Papers, Box 57, File 032471f, bzw. Arendt 2012a, S. 42.
30 Arendt 2012a, S. 68.
31 Arendt 2012a, S. 69.
32 Vgl. Arendt 2012a, S. 19f., S. 49, S. 96. »Augenblicklich lese ich mit steigender Begeisterung die Kritik der Urteilskraft. Da ist Kants wirkliche politische Philosophie vergraben, nicht in der Kritik der praktischen Vernunft.« Arendt/Jasper 1993, Arendt am 29.8.1957, S. 355.
33 KdU, § 40, B 158 [AA, V, S. 294].
34 »Man zieht sich auf den ›theoretischen‹, den betrachtenden Standpunkt des Zuschauers zurück, aber diese Position ist die des Richters.« Arendt, 2012a, S. 87.
35 Gerade die früheren Untersuchungen zu Arendts Rückgriff auf Kants Kritik der Urteilskraft problematisieren die Verbindung von ästhetischer Theorie und Moralphilosophie (Vgl. u.a. dazu: Beiner 1997, Benhabib 1988, Berstein 1986, Canovan 1992, Wellmer 2001.) Es scheint aber, dass damit tatsächlich das Urteilen zu sehr als ein Prozess des Denkens und nicht des Mitteilen zwischen verschiedenen Personen betrachtet wird. Sofern man das Urteilen allein der sogenannten vita comtemplativa zuordnet, mag die Analyse moralphilosophischer und raisonierender Aspekte in Arendts Denken richtig sein. In Bezug auf das Urteilen als eine Gesprächsform, rückt der Aspekt der Moral in den Hintergrund.
36 Kohn 2007, Pavlik 2015, Meints 2011, S. 78-91.
37 Das fasst Arendt unter dem Stichwort »Geselligkeit« zusammen. »Gemeint ist die Tatsache, daß kein Mensch allein leben kann, daß Menschen nicht nur in ihren Bedürfnissen und Sorgen voneinander abhängig sind, sondern auch hinsichtlich ihres höchsten Vermögens, des menschlichen Geistes, der außerhalb der menschlichen Gesellschaft nicht tätig werden kann.« Vgl. Arendt 2012a, S. 21, und zur Mitteilbarkeit S. 64. Vgl. auch Meints 2011, S. 83: »Erst durch die Mitteilung oder Kommunikation entfaltet sich im Beurteilungsprozess die Fähigkeit, die Welt nicht nur aus der subjektiven Perspektive, sondern auch aus der Perspektive aller anderen zu sehen.«
Bei Kant lässt sich folgende Stelle hervorheben: »Schöne Kunst ist eine Vorstellungsart, die für sich selbst zweckmäßig ist, und obgleich ohne Zweck, dennoch die Kultur der Gemütskräfte zur geselligen Mitteilung befördert. Die allgemeine Mitteilbarkeit einer Lust führt es schon in ihrem Begriffe mit sich, daß diese nicht eine Lust des Genusses, aus bloßer Empfindung, sondern der Reflexion sein müsse [...].« KdU, § 44, B 179. [AA, V, S. 306] Vgl. auch § 40. Hervorhebung RR.
38 KdU, § 39, B 155f. [AA, V, S. 293]. Vgl. Arendt dazu: »Die Bedingung der Möglichkeit der Urteilskraft ist die Präsenz des Andern, [...].« Arendt 2003, S. 570.
39 KdU, § 35 B 145 [AA, V, S. 286]. »Es ist ein empirisches Urteil: daß ich einen Gegenstand mit Lust wahrnehme und beurteile. Es ist aber ein Urteil a priori: daß ich ihn schön finde, d. i. jenes Wohlgefallen jedermann als notwendig ansinnen darf.« KdU, § 37, B150 [AA, V, S. 289].
40 Es geht in dem Gespräch nicht um die Frage, ob ein Diebstahl moralisch gerechtfertigt werden kann. Darin sind sich beide einige, dass das falsch ist. Es geht um die Frage, wie man sich zum einem Dieb verhält. Die moralische Verurteilung des Diebstahls als eine falsche Tat ist unbezweifelt.
41 KdrV, B 151 [AA, III, S. 120], oder »Die Einbildungskraft (facultas imaginandi) [ist] ein Vermögen der Anschauung auch ohne Gegenwart des Gegenstandes, [....]« ]. Anthropologie, § 28, S. 61 [AA, VII, S. 167]. Beides zitiert nach Arendt 2012a, S. 121.
42 Arendt erläutert das in einem Seminar über Einbildungskraft: Arendt 2012a, S. 122-128. Grundlegend ist hier das Schematismus-Kapitel in der KdrV B 176/A 137 – B 187/A 147 [AA, III, 133-139 bzw. AA, IV, 98-105].
43 Arendt 2012a, S. 128.
44 Arendt 2012a, S. 127.
45 Arendt 2012a, S. 106f.
46 Arendt 2012a, S. 127f.
47 Arendt 2012 a, S. 82-91.
48 Arendt 2013b, S. 222-234. Arendt 2013a, S. 117-135.
49 »Der Mut, den wir heute als unerläßlich für einen Helden empfinden, gehört bereits, auch wenn er kein heroischer Mut in unserem Sinne ist, zum Handeln und Sprechen als solchen, nämlich zu der Initiative, die wir ergreifen müssen, um uns auf irgendeine Weise in die Welt einzuschalten und in ihr die uns eigene Geschichte zu beginnen. Arendt 2013b, S. 231.
50 Arendt 2013a, S. 130.
51 Arendt 2013a, S. 130.
52 Arendt, 2013b, S. 233.
53 »Der Urteilende nimmt gedanklich die Position eines anderen ein, der er nicht ist, und versucht, von dieser Position aus zu denken, ohne auf die eigene Persönlichkeit zu verzichten.« Robaszkiewicz 2017, S. 142.
54 Arendt 2013b, S. 233.
55 Min: 32:40.
56 Min: 55:00.
57 Arendt 2010, 18.
58 Arendt 2010, 19.
59 Arendt 2010, 19.
60 Arendt 2010, 19.
61 Vgl. Arendt 2010, S. 17ff.
62 Arendt 2012a, S. 128.
63 Arendt 2012a, S. 128.
64 Vgl. dazu Kants »Allgemeine Anmerkung zum ersten Abschnitte der Analytik«, KdU, A 67 - A 72 [AA, V, 240-244].
65 KdU, § 40, A 159 [AA, V, 296].
66 Denn das Beispiel wäre das Besondere, das einen Begriff oder eine allgemeine Regel in sich enthält bzw. von dem wir annehmen können, dass es den Begriff oder die Regel enthält. Vgl. Arendt 2012a, S. 128.
67 Arendt 2012a, S. 106.
68 Zur Begriffsgeschichte des Geschmacks: Gadamer 2010/1960, S. 40-47 [32-39].
69 KdU, § 32, B 136 [AA, V, S. 281]. Hervorhebung Kant.
70 KdU, § 33, B 140 [AA, V, S. 284]. Hervorhebung Kant.
71 Jaspers 2013, S. 474, vgl. auch Arendt 2003, S. 569.
72 KdU, § 40 B 161 [AA, V, S. 296].
73 »Was Kant seinerseits durch seine Kritik der ästhetischen Urteilskraft legitimieren wollte, war die subjektive Allgemeinheit des ästhetischen Geschmacks, in der keine Erkenntnis des Gegenstandes mehr liegt [...].« Gadamer 2010/1960, S. 47 [38/39].
74 KdU, § 20, B 64f. [AA, V, S. 238].
75 »[W]as Kant in der Kritik der Urteilskraft von den Geschmacksurteilen fordert, ist ›allgemeine Mitteilbarkeit‹.« Arendt 2012a, S. 64. Vgl. dazu: KdU, § 40 B, 160 [AA V, S. 295]. Vgl. bei Arendt auch: Arendt 2012a, S. 105.
76 Vgl. zur Kritik am Geschmacksbegriff und zur Rehabilitierung als Reflexionsgeschmack: Gadamer 2010/1960, S. 47-49 [38-41].
77 »Eben darum darf auch der mit Geschmack Urteilende [...] die subjektive Zweckmäßigkeit, d. i. sein Wohlgefallen am Objekte jedem andern ansinnen, und sein Gefühl als allgemein mitteilbar, und zwar ohne Vermittlung der Begriffe, annehmen.« KdU, § 39, B155/156 [AA, V, S. 293].
78 Arendt 2012b (Kultur und Politik), S. 301.
79 Arendt 2012b (Kultur und Politik), S. 300.
80 Hannah Arendt Papers, Lecture Course at the University of Chicago: Kant’s Political Philosophy, 1964.
Box 59, File 032258.
81 »Das interessenlose Wohlgefallen, das Kant offenbar so verblüffte, beruht auf nichts anderem als der Tatsache, dass wir an der Welt ein ›Interesse‹ nehmen, das ganz unabhängig ist von unserem Lebensinteresse.« Arendt 2003, S. 576. Vgl. auch Kapitel 3 in Rösener 2017. Vgl. vor allem auch: Meints 2011, S. 80-91 und Pavlik 2015, S. 185ff.
82 Arendt 2003, S. 578.
83 Ich lasse hier absichtlich eine Herleitung des Begriffs sensus communis aus, um den Fokus auf Kant und Arendt zu belassen sowie die Unterschiede zu anderen Verwendungen zu verdeutlichen. Es muss aber klar sein, dass Kant mit dem Begriff sensus communis, wie schon mit dem Begriff des Geschmacks, in der Begriffstradition des 17. und 18. Jahrhunderts steht. Vgl. vor allem Gadamer 2010/1960, S. 24-35 [16-27].
84 »Der gemeine Menschenverstand, den man, als bloß gesunden (noch nicht kulturvierten) [sic! / RR] Verstand, für das geringste ansieht, dessen man nur immer sich von dem, welcher auf den Namen eines Menschen Anspruch macht, gewärtigen kann, hat daher auch die kränkende Ehre, mit dem Namen des Gemeinsinnes (sensus communis) belegt zu werden; und in unserer Sprache, die hierin wirklich eine Zweideutigkeit enthält, sondern auch in mancher andern) so viel als das vulgare, was man allenthalben antrifft, versteht, welches zu besitzen schlechterdings kein Verdienst oder Vorzug ist.« KdU, § 40, B 156f. [AA, V, S. 293]. Vgl. auch Anthropologie, § 6, S. 25 [AA, VII, S. 139].
85 De anima, Buch III, 1, 425ff.
86 »Unter dem sensus communis aber muß man die Idee eines gemeinschaftlichen Sinnes, d. i. eines Beurteilungsvermögens verstehen, welches in seiner Reflexion auf die Vorstellungsart jedes andern in Gedanken (a priori) Rücksicht nimmt, um gleichsam an die gesamte Menschenvernunft sein Urteil zu halten, und dadurch der Illusion zu entgehen, die aus subjektiven Privatbedingungen, welche leicht für objektiv gehalten werden könnten, auf das Urteil nachteiligen Einfluß haben würde.« KdU, § 40, B 157 [AA, V, S. 293]. Hervorhebungen von Kant.
87 KdU, § 22, B. 67 [AA, V, S. 239].
88 Arendt 2012a, S. 109.
89 Arendt 2003, S. 335.
90 Arendt 2012a, S. 105.
91 KdU, § 9. Vgl. auch Arendts Zusammenfassung: »Bedingung des Geschmacksurteils ist ›allgemeine Mitteilungsfähigkeit des Gemütszustandes‹, und die ›Lust‹ entspringt der ›Mitteilbarkeit‹ als solcher! Empirisch: Geselligkeit.« Arendt 2003, S. 574.
92 Arendt 2013a, S. 332.